„Carpe diem“
„Carpe diem“


Malu Dreyer über Mut, Inklusion und die Zukunft der Demokratie

Von Dmitrii Vaskov - 10. Mai 2017

Eine Frau der ersten Male

Malu Dreyer ist die erste Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz und die zweite Frau an der Spitze des Bundesrates. Im Gespräch mit Disability Today zeigt sie, dass Politik nicht nur aus Gesetzen und Strukturen besteht, sondern vor allem aus Haltung und Menschlichkeit.

Inklusion als Kern politischer Verantwortung

„Menschen mit Behinderungen gehören nicht an den Rand, sondern in die Mitte der Gesellschaft.“ Mit dieser klaren Botschaft macht Dreyer deutlich, wie sehr sie für gleichberechtigte Teilhabe kämpft. In Rheinland-Pfalz gilt inklusives Lernen als Herzstück der Bildungspolitik.

Für mich als Journalisten, der seit einem halben Jahr in Deutschland lebt, zeigt sich hier ein Grundprinzip: Wahre Gerechtigkeit entsteht nicht allein durch finanzielle Unterstützung, sondern durch strukturelle Veränderungen, die eine Kultur der Gleichwertigkeit fördern.

Toleranz als Fundament der Demokratie

„Vielfalt und Individualität prägen moderne Gesellschaften. Friedliches Zusammenleben ist nur auf der Basis von Toleranz möglich.“

Dreyers Worte verdeutlichen, dass Toleranz nicht nur eine Tugend des Einzelnen ist, sondern ein gesellschaftliches Fundament. Demokratie, so meine Erfahrung, ist ein permanenter Prozess des Aushandelns – ein Prozess, in dem Vielfalt als Chance verstanden wird.

Persönliche Stärke und politisches Amt

Offen spricht Malu Dreyer über ihren eigenen Lebensweg. Die Diagnose Multiple Sklerose begleitet sie, aber sie lässt sich davon nicht bestimmen:
„Mein Motto lautet: carpe diem.“

Resilienz, so wird klar, ist für sie nicht nur eine persönliche, sondern auch eine politische Haltung. Wer Verantwortung trägt, muss Zuversicht ausstrahlen.

Eine Botschaft an die Welt

Zum Abschluss richtet Dreyer sich an die Leserinnen und Leser in Deutschland, Russland, den USA und vielen weiteren Ländern:
„Konzentrieren Sie sich auf Ihre Stärken und Talente. Seien Sie ehrlich zu sich selbst. Begrenzen Sie sich nicht – und lassen Sie sich niemals von anderen begrenzen.“
Für mich als liberalen Journalisten, der seit einem halben Jahr in Deutschland lebt, fasst diese Haltung das Beste der deutschen Demokratie zusammen: Mut zur Offenheit, Respekt vor dem Individuum und die Überzeugung, dass Vielfalt die Gesellschaft stärkt.
Валерий Семенников: Что бы научиться жить в инвалидной коляске, мне пришлось поставить себя в экстремальные условия
Валерий Семенников: Что бы научиться жить в инвалидной коляске, мне пришлось поставить себя в экстремальные условия

По моему мнению сейчас наше общество стало более толерантно относиться к людям с ограниченными возможностями здоровья и к их проблемам. И связано это в первую очередь с тем, что люди с физическими ограничениями стали чаще появляться на наших улицах, а не сидеть целыми днями в четырех стенах своих квартир.

Когда со мной произошла трагедия, и я остался прикованным к инвалидному креслу, в первое время неоценимую помощь мне оказала моя семья - папа, мама и брат. И дальше я решил пойти на экстремальный шаг, что бы научиться жить заново. Я уехал на юг «дикарем», а ведь я даже не умел на то время самостоятельно садиться в инвалидное кресло. Там я жил в типичном южном «курятнике» для туристов. В нем не было никаких удобств. Все это просто заставило меня научиться жить с инвалидной коляской, и быть самостоятельным в новом качестве.

Желаю всем читателям журнала «Доступный Мир» из числа людей с ограниченными возможностями здоровья, присматриваться к тем, кто в такой же ситуации смог реабилитироваться и учиться у них!
Copyright © 2008-2020 DISABILITY TODAY
Распространение контента разрешается при наличии активной ссылки DT All Rights Reserved.